Nachwehen
Nachwehen

Nachwehen

Der nächste Tag:

Nachdem Ich aufgestanden war und etwas gefrühstückt hatte fuhr mich mein Schwager nach Hause. Ich war nicht lange zu Hause bis sich in meinem Kopf eine große Leere breit machte. Das Prinzip des Gleichgewichts war mir nicht bekannt gewesen, und dass nach jedem Hoch ein noch schlimmeres Tief folgt auch nicht. Ich hatte wie im letzten Beitrag erwähnt am Tag zuvor ein Feuerwerk der Botenstoffe erlebt und diese Botenstoffe waren jetzt erstmal aus. Also kein Serotonin für mich an diesem Tag. Mir ging es unglaublich schlecht, ich glotzte in die Gegend und wusste nicht so recht was Ich mit diesem Zustand der Unzufriedenheit anstellen sollte. Ich duschte heiß und ausgiebig als mir dieser Gedanke kam: „Was wenn dein Hirn kaputt ist?“. Der Gedanke blieb nicht nur in meinem Kopf, sondern verfestigte sich noch zu einem „Dein Hirn muss kaputt sein!“. Also was macht man wenn das Gehirn kaputt ist? Na klar! Zum Arzt gehen. Ich ging also total verstrahlt zu meiner damaligen Hausarztpraxis und meinte es sei dringend. Nach einer kurzen Wartezeit erklärte Ich dem sichtlich verwirrten Doktor erst dass mein Gehirn kaputt sei und dann erst warum. Als Ich ihm dann erklärt hatte dass Ich MDMA konsumiert habe musste er erst einmal googlen. Nach kurzem einlesen kamen natürlich Fragen auf: „Warum machst du denn sowas?“ oder „Weisst du nicht dass das Zeug krank und süchtig macht?“. Ja wusste Ich, aber das scherte mich zu deutsch einen Scheiss. Dann kam was kommen musste: Er sagte dass meine Mutter das erfahren müsse Ich sei schließlich nicht einmal 18. Also flehte Ich ihn an es ihr selbst sagen zu dürfen und er ging darauf ein. Bis 16 Uhr hätte Ich Zeit, dann ruft er selbst an. Das war der Deal. Ich dankte für die Zeit und ging im Eilschritt nach Hause, immer noch verstrahlt wie nichts gutes. Die Gedanken wurden immer abstruser und Ich beschloss dass Ich untertauchen müsste, sofort. Also packte Ich direkt meine nötigsten Güter in eine Sporttasche, warf meine SIM-Karte ins Klo und machte mich das erste mal zu Hause aus dem Staub. Die Tatsache das Ich nicht einmal jemanden kannte bei dem man mal eben eine Nacht pennen konnte wurde mir auch erst im Zug bewusst. Und so saß Ich da: total abgerockt nicht wissend wo vorne und hinten ist und vor allem ganz allein. Bald fasste Ich Toni als Ziel obwohl Ich nicht einmal genau wusste wo er überhaupt wohnt. Ich fragte mich durch und landete schließlich an einer langen Straße als es zu regnen begann. Der Regen wusch mir im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf und bald war mir klar wie schwachsinnig diese Abhauen-Idee überhaupt war. Die Emotionen überkamen mich und Ich fing nach allen Regeln der Kunst an zu heulen. Also lief Ich heulend wie ein Schlosshund zurück zum Bahnhof, was ungefähr drei Kilometer gewesen sein müssen. Dort stieg Ich in die Bahn und stand eine Stunde später immer noch heulend und völlig durchnässt zu Hause vor der Tür. Das war einfach alles eine Nummer zu viel für mich gewesen. Meine Mutter empfing mich mit offenen Armen und war froh dass Ich da war. Natürlich gab es Diskussion, natürlich versprach Ich sowas nie wieder zu machen. Diese ersten Warnzeichen übersah Ich damals mit voller Absicht, nein sie bestärkten mich noch in dem was Ich da machte. Mein erstes Comedown war die Hölle im vergleich zu allem was danach kam und Ich hätte daraus lernen können, wollte Ich aber einfach nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.